Erstmals lesen Sie in unserem Blog einen Beitrag des in der Ukraine geborenen Schriftstellers und Journalisten Dmitrij Kapitelman. Nach seinem Debütroman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“ war er 2021 mit seinem zweiten Roman „Eine Formalie in Kiew“ zu Gast bei den Koblenzer Literaturtagen „ganzOhr“ und begeisterte das Koblenzer Publikum mit Lesung und Talk nachhaltig. Seine Sicht auf die Probenarbeit zum „Kirschgarten“ unter dem Eindruck der aktuellen Ereignisse spürt Parallelen von Tschechow bis zur Gegenwart auf.
Wer in der AVENUE A wohnt, der muss etabliert und reich sein. Wer sich hingegen eine Wohnung in der AVENUE Q leisten kann, der gehört eher zum sozialen Rand der Gesellschaft, wenn nicht gleich ganz zu den Losern. In ihrem gleichgetitelten Musical erzählen Robert Lopez und Jeff Marx nach dem Buch von Jeff Whitty von einem ganzen Häuserblock, den Christian Binz auf die Bühne stemmt: Ein wunderbar vergammelter Straßenzug, voller Graffiti; zerbröselndes Grau mit Löchern in und an den Mauern. Auch die Straße davor ist grau. Auch ansonsten wirkt dieser Ort unwirtlich. Ein Müllcontainer dominiert das Bild auf der rechten Seite, davor Müll und gelbe Säcke, auf der linken Seite stehen zwei hässliche Plastikstühle: Gemütlich ist es in der AVENUE Q nicht, auch wenn Kinderzeichnungen per Video eine fröhliche Stimmung assoziieren oder Kulissenteile wie ein rotes Sportauto oder das Empire State Building aus einem Bilderbuch ausgeschnitten erscheinen und auf eine naive Fröhlichkeit verweisen…
Wir zeigen euch in diesem Blogbeitrag exklusive Backstage-Eindrücke, fotografiert von Matthias Baus.Continue reading →
Die schottische Königin Maria Stuart ließ ihren Mann umbringen. Aus Furcht vor den Konsequenzen flieht sie nach England, zu ihrer Großcousine, Königin Elisabeth. Die die Flüchtende erstmal ins Gefängnis werfen lässt – sie hat Angst, dass Maria ihr den Thron streitig machen könnte. Schillers Drama „Maria Stuart“ ist das faszinierende Psychoduell zweier Machtfrauen. Und es ist ein Vergnügen, zu sehen, wie sich große Schauspielpersönlichkeiten wie Dorothee Lochner (als Maria) und Raphalea Crossey (als Elisabeth) in dieses Duell werfen.
The star-cross’d lovers – Über das Schicksal der Liebenden
„Romeo und Julia“ 2021/22 im Theater Koblenz: Wie hat es dieses „unsternbedrohte“ Liebespaar nur geschafft, den Spielplan so raumgreifend zu erobern? Im Sommer auf der Festung Ehrenbreitstein starb die Liebe von Tony und Maria auf dem harten Asphalt der New Yorker West Side. Gegen die Straßenkämpfe zwischen den verfeindeten Jets und Sharks hatte sie keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft. „There’s a place for us…“ – die Liebenden konnten keinen Ort finden, an dem sie hätten glücklich werden können. Ihnen geht es damit so wie ihren Rollenvorbildern: Romeo und Julia.
Es geht nicht gut aus für die Menschheit in John von Düffels Antikentravestie „Nach Delphi – Szenen aus der Zukunft“. Aber das weiß man ohnehin schon, oder? Rechtsrutsch, Dauerkrise und Klimakatastrophe lassen einen jedenfalls nicht optimistisch in die Zukunft schauen. Aber wie soll man überhaupt in die Zukunft schauen, wenn über kurz oder lang alles im Nebel verschwimmt? Ein Probenbesuch.
„How to Date a Feminist“ wurde 2016 in London uraufgeführt. Die heute 45-jährige Autorin Samantha Ellis hat die Komödie so konzipiert, dass die sechs Rollen minimal besetzt werden können. So spielt eine Schauspielerin in fliegendem Wechsel Kate, Carina und Morag – also eine junge, frisch verliebte Journalistin und außerdem die Ex ihres neuen Freundes und dessen Mutter.