Chorkonzert

Ein Konzertabend des Opernchors des Theaters Koblenz

Musiktheater

Nächste Vorstellung am Samstag, 24.05.2025 um 19:30 Uhr

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Das Chorkonzert „Höre, mein Herz“ des Opernchores des Theaters Koblenz stellt drei sehr unterschiedliche Werke von drei großen Einzelgängern der Musikgeschichte nebeneinander, die die Ur-Inspiration zur Schaffung ihrer Werke aus der Erfahrung großer Umbrüche zogen. War es bei Anton Bruckner neben einer tiefen Religiosität besonders die Reaktion auf die musikalisch-revolutionäre Umwälzung Richard Wagners, so hinterließen die in innerer Migration erlebten beiden Weltkriege ihre Spuren im Werk Johann Nepomuk Davids. Die Schrecken des ersten Weltkrieges warfen das literarische Schaffen Rainer Maria Rilkes aus gewohnten Bahnen und dessen zu dieser Zeit verfassten Duineser Elegien machten Eindruck auf einen jungen finnischen Komponisten im zerbombten Wien nach dem 2. Weltkrieg. Beinahe fünfzig Jahre später setzte Einojuhani Rautavaara, der große finnische Komponist des 20. und 21. Jahrhunderts, die erste Elegie Rilkes in Musik.
Das Hauptwerk des Abends ist die 2. Messe in e-Moll des Österreichischen Komponisten Antron Bruckner. Dieses – nicht nur aufgrund der ungewöhnlichen Besetzung für achtstimmigen Chor und 15 Blasinstrumente – bemerkenswerte Werk fasst auf beeindruckende Art und Weise Bruckners kompositorisches Vokabular in seiner Vielfalt zusammen. In einer ersten Fassung von 1866, die der selbstkritische Komponist 1882 nochmals gründlich überarbeitete, steht diese Messe an der Schwelle Bruckners zur nahezu vollständigen Hinwendung zur Gattung der Sinfonie. Wie in seinen Sinfonien tauchen auch im Gloria und Credo der Messe orgelhaft gesetzte Klang- und Formblöcke scharf umrissen und abgegrenzt auf. Im Kyrie und Sanctus führt Bruckner die auf Palestrina zurückgehende Vokalpolyphonie im Klanggewand des späten 19. Jahrhunderts noch einmal auf einen einsamen Höhepunkt. Der harmonische Fußabdruck des gerade ein Jahr vor der Urfassung aus der Taufe gehobenen Tristan von Richard Wagner ist an zahlreichen Stellen der Messe unüberhörbar. Die Musik durchwandert in gut 40 Minuten den komplexen Kosmos bruckner’scher Klangwelten: vom Archaischen zum Modernen, vom Erhabenen zum Schlichten, vom Heroischen bis zur berückend zarten Bitte um Frieden am Ende des Agnus Dei.
Begleitet wird die Messe von der ca. 20-minütigen Komposition Introitus, Choral und Fuge über ein Thema von Anton Bruckner für Orgel und 9 Blechbläser des ebenfalls österreichischen Komponisten Johann Nepomuk David. In diesem Werk weicht David von seiner sonstigen Praxis, sämtliches Material aus einem einzigen Thema zu beziehen, ab und verbindet ein Thema, das Anton Bruckner als Skizze für ein Orgel-Improvisationskonzert notiert hatte, mit einem Motiv aus dessen 9. Sinfonie. Die Komposition steht klar in der kontrapunktischen Tradition Bruckners und verarbeitet das thematische Material auf virtuoseste Manier in allen erdenklichen Kombinationen.
In seinen Duineser Elegien entwirft Rainer Maria Rilke ein metaphysisches Weltbild, das sich mit der Widersprüchlichkeit des menschlichen Daseins auseinanderzusetzen versucht. Als Gegenbilder zur unvollkommenen Existenz des Menschen werden Engel (nicht im christlichen Sinne) gestellt, welche schön und schrecklich zugleich sind. Der Tonfall schwankt zwischen klagend und preisend. Ein wesentliches Sujet des Textes ist die Leere: Die Leere des menschlichen Bewusstseins, die Leere, die ein Mensch nach seinem Tod hinterlässt, die Leere des Menschen in der Umarmung des anderen.Im Klagelied über den Tod des griechischen Helden Linos ist der Trost der Musik enthalten, die in der Lage ist, die Leere, die ein Toter beim Sterben hinterlässt mit Schwingung zu erfüllen, „die uns jetzt hinreißt und tröstet und hilft.“ Diesen Text hat Einojuhani Rautavaara in durchweg tonale Musik gegossen, die mit vier Dreiklängen alle Noten der chromatischen Tonleiter gleichwertig inszeniert und die um ein leeres Zentrum kreisende Struktur des Textes gleichsam in Tönen abbildet. Durchaus kann man in dieser Komposition eine Fortsetzung der harmonisch kühnen Tonsprache Anton Bruckners erkennen.

Spielort

Herz-Jesu-Kirche Koblenz

Spieldauer

tba.

„Kein Wort von der alten Zauberkraft der Musik ist mir unwahrscheinlich. Wie mich der einfache Gesang angreift!“ – Johann Wolfgang von Goethe

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